Die ritterliche Tafelrunde
Die Tafel ist einfach gedeckt,
mit Tellern aus Holz oder schlichter Töpferware. Getrunken wird das
dunkle Bier oder der Wein aus dem Tonkrug oder dem Ochsenhorn. Eine Gabel
sucht der Gast vergebens: die Speisen werden mit den Fingern oder mit Hilfe
des zu diesem Zwecke stets gereichten Fladenbrotes zum Mund geführt. Die Suppe trinkt man aus der Schale, auch hier nutzt man das Brot. Mit dem Messer wird das Fleisch oder der Stangenknödel zerteilt. Die Speisen sind gewürzt mit Kräutern aus dem Küchengarten, wie Liebstöckel, Rosmarin und Kerbel, mit Salz aus Soest oder Lüneburg, vielleicht sogar mit kostbarem Pfeffer aus Indien… |
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Die Speisen zu einem Festmahl wurden mit besonderer Sorgfalt zubereitet, waren besonders schmackhaft und waren durchaus nicht immer im Überfluss vorhanden. Auch im Hausstand eines Ritters, der normalerweise dem niederen Adel zuzurechnen war, gab es oft genug nur knappe, einfache Speisen. Niemand wäre also bei einem großen Fest auf den Gedanken verfallen, mit Speiseresten, Gemüse oder Knochen zu werfen (die man den Hunden zu fressen gab). | |||
Wenn der Ritter nicht
selbst ein fahrender Sänger war, so hatte er zum Fest aber Spielleute
und Gaukler geladen, die mancherlei Kurzweil zur Unterhaltung boten. Sie
wussten auch von den neusten Begebenheiten zu berichten oder kannten die
Tänze, die gerade am Hofe in Burgund in Mode waren. So
wird – je nach Umfang des Programms – das ritterliche Bankett
mit mancherlei kurzen und witzigen Szenerien, mit Musik und Gaukelspiel,
zu einer unterhaltsamen, kleinen Kulturgeschichte. Die Gäste werden
einbezogen in eine höfische Welt, mit der sie in das hohe Mittelalter
geführt werden. |
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